Donnerstag, 14. September 2023

Motion: Unterirdische Höchstspannungsleitungen

Auftrag

Der Regierungsrat wird beauftragt, sich im Rahmen des Sachplanverfahrens des Bundes beim Ersatz der bestehenden Höchstspannungsleitungen für eine unterirdische Leitungsfüh­rung und eine Teststrecke für Druckluftkabel durch den Kanton Obwalden einzusetzen. 

 

Begründung

Das Schweizer Übertragungsnetz wird von der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid AG be­trieben. Durch den Kanton Obwalden führt seit 1950 die 220 kV-Leitung von Innertkirchen nach Mettlen (LU). In Lungern geht die Leitung oberhalb des Dorfes auf der rechten Seeseite bis zur alten Zentrale des Kraftwerks Unteraa, wo eine Anbindung an das EWO-Netz stattfin­det. Anschliessend führt die Leitung in Giswil über den offenen Talboden und schliesslich über den Glaubenberg in den Kanton Luzern. Die zweite Höchstspannungsleitung in Obwal­den ist Anfang der 1970er Jahre auf 220 kV umgebaut worden. Sie führt von Innertkirchen nach Bickigen (BE). 

 

Der Sachplan Übertragungsleitungen (SUL) des Bundes ist das raumplanerische Instrument zur Koordination des Höchstspannungsnetzes. Gemäss dieser Planung nähert sich die Lei­tung Innertkirchen - Mettlen (Objektblatt 202) dem Ende ihrer Lebensdauer. Zudem soll sie von 220 kV auf 380 kV verstärkt werden. Letzteres, um den Abtransport der wachsenden Stromproduktion aus dem Berggebiet ins Mittelland zu gewährleisten. Dafür hat Swissgrid drei Planungsgebiete untersucht. 

 

Am 17. November 2022 hat das Bundesamt für Energie (BFE) das Planungsgebiet Glauben­berg festgelegt. Dieses führt weitgehend im Bereich der heutigen 220 kV-Leitung von Innertkirchen via Lungern/Giswil und Glaubenberg nach Malters und anschliessend Richtung Mett­len. Mit Ausnahme der Moorlandschaft Glaubenberg, welche mittels eines Tunnels unterquert werden soll, soll die Höchstspannungsleitung weiterhin als Freileitung geführt werden. Dieser Vorschlag ist aus unserer Sicht jedoch weder sachgerecht noch zeitgemäss. Freileitungen beanspruchen viel Raum, sind durch Naturereignisse oder Sabotage leicht verwundbar, wei­sen erhebliche Übertragungsverluste auf, beeinträchtigen das Landschaftsbild und sind ge­sellschaftlich immer weniger akzeptiert. Das umso mehr, als sich im Kanton Obwalden Alter­nativen anbieten. 

 

Anstelle einer Freileitung bietet sich beispielsweise eine konventionelle VPE-Kabellosung in einem neuen Tunnel durch den Brünig bis nach Lungern, anschliessend durch die Tunnels bzw. Sicherheitsstollen der Nationalstrasse AB, den Kaiserstuhl-, den Giswil-, Zollhaus- und Sachsertunnel und weiter durch den Hochwasserentlastungsstollen, eventuell entlang der A8, in den Alpnachersee (Seekabel). Ein Tunnel durch den Pilatus fuhrt die Leitung nach Littau, mit anschliessendem Flusskabel in der Reuss bis nach Mettlen. 

 

Als Alternative zu einem konventionellen VPE Kabel bietet sich die neue Druckluftkabel-Tech­nologie an, welche in der Schweiz entwickelt und patentiert worden ist. Diese erlaubt die Obertragung bis 420 kV mit deutlich weniger Energieverlusten als die konventionellen Kabel. Zudem erlaubt diese Technologie eine baulich einfachere und damit auch kostengünstigere Erdverlegung als VPE-Kabel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Technologien enthalten die Druckluftkabel zudem keine umweltschädlichen Treibhausgase (wie z.B. in gasisolierten Rohrleitern, die mit SF6-Gas gefüllt sind), benötigen keine Beton-Rohrblocke, keine Muffen, sind geräuschlos, nicht brennbar und komplett recyclebar. Die Schweizer Druckluftkabel­Technologie ist marktreif. Sie wurde mit Erfolg Ober ein Jahr im Hochspannungsnetz der SBB getestet ( 145 kV). Alle Zertifizierungsprozesse bis 145 kV sind erfolgt, jene für 220 kV werden 2023 abgeschlossen. 


Weil es wahrscheinlich noch weitere Tests Ober längere Strecken braucht, bieten sich die Sicherheitsstollen der Tunnels Sachseln oder Lungern dafür geradezu an. Fallen die Tests positiv aus, konnte anschliessend die Teststrecke nahtlos in die neue Linienführung integriert werden, Die Druckluftkabel konnten einfach in den bestehenden Sicherheitsstollen der Au­totunnels durch den Kanton geführt werde. Aber auch eine Erdverlegung ist mit geringem Aufwand zu bewerkstelligen. 


Wieso also auf eine alte Technologie setzen, die deutlich höhere Leistungsverluste hat, mehr Landressourcen braucht, leichter zu sabotieren und anfällig für Naturereignisse ist und auch das Landschaftsbild unseres Kantons nicht unbedingt verschönert? Dieses Bauwerk wird für die nächsten ca. 80 Jahre geplant. 


Im Zusammenhang mit der Einführung dieser Technologie hat im Übrigen unser Obwaldner Ständerat Erich Ettlin in der Sommersession 2023 eine Interpellation (23.3942) eingereicht. In seiner Antwort vom 23. August 2023 halt der Bundesrat fest, dass für einen Einsatz die­ser neuen Technologie im Übertragungsnetz vertiefte Untersuchungen notwendig sind. Zu­dem beabsichtige Swissgrid einen solchen Pilotversuch im Höchstspannungsbereich durch­zufuhren. Aus den genannten Gründen bietet sich der Kanton Obwalden für diesen Pilotver­such bestens an.